Für alle Flohmarktliebenden, die tagsüber arbeiten oder den Rausch der vorherigen Nacht verarbeiten müssen, gibt es den Nachtflohmarkt im SO36.
Dass Flohmarkt in Berlin angesagt ist, ist nun wirklich nichts Neues. Vom Prenzlberger Mauerpark bis zur Trödelhalle in Wedding: Leute kaufen, plaudern, tauschen, und feilschen den ganzen Tag – warum also nicht auch nachts? Das dachten sich vor einigen Jahren auch ein paar findige Berliner – und schon war die Idee des Nachtflohmarkts entstanden.
Gesagt, getan: So entstand kurzerhand der angeblich „coolste Nachtflohmarkt der Stadt“ (blickberlin.de) im SO36 in der Kreuzberger Oranienstraße, auf dem an jedem zweiten Dienstag im Monat Kitsch, Kunst und Kurioses am späten Abend den Besitzer wechseln.
Und so kuscheln sich seit jeher Stände und Tische auf niedlichen 100 qm aneinander, hinter denen Hippies und Altachtunsechziger neben Nerdbrillenträgern und italienischen Kleinkünstlern ihre Ware an den Mann bringen wollen. Vokuhila trifft auf Totenkopftattoo, Rüschenbluse auf Lederboots, Adornos auf Leinen gedruckte Gedanken auf Reclam-Ramsch. Wer auf der Suche nach ein paar ausgelatschten Tretern, einem, nun ja, ausgefallenen Wintermantel, oder doch vielleicht Andersens Märchen mit kunterbunter Illustration ist, kann hier tatsächlich fündig werden. Ansonsten ist die Auswahl an Nippes ob der räumlichen Beschränkungen eher begrenzt. Aber trotzdem: enthusiastische Flohmarktgänger, die bereit sind, sich durch Berge alter Kleidung zu wühlen und todesmutig in staubig aussehenden Kisten zu graben, werden im SO36 auf ihre Kosten kommen.
Und auch diejenigen, die kein antikes Schmuckstück oder skurrilen Kitsch für sich entdecken können, werden bespaßt. Denn für musikalische Unterhaltung ist gesorgt, verschieden DJs beschallen die Nachtflohmärktler mit von elektronischen Melodien untermalten Hiphopbässen und das Bier ist, selbst für Szeneverhältnisse, gar nicht mal so teuer.
Und für alle die, die nicht nur aus Spaß über die Flohmärkte streunern, gibt es sogar die „Doktor Hartz Sozialberatung“, die in Sachen Steuertricks, 1-Euro-Jobs und Nebenverdienst berät. Hipster trifft auf Hartz. Über diese Kombination kann man nur den Kopf schütteln, aber ja, es gibt sie trotzdem. Im Kreuzberger Nachtleben prallen eben Welten aufeinander.
Fazit: Für Flohmarktbegeisterte ein Muss. Für alle anderen: kann man machen, muss man aber nicht. Ambitionierte Blogger tun es trotzdem.
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Ob nächtliches Shoppen wohl die Kaufwilligkeit anregt? |