Mittwoch, 21. November 2012

Tropus-Wirrwarr im Süden


Wenn Berlin ein Sumpf sein soll, ist München eine Parkanlage voller Plastikblumen. Leben lässt es sich hier trotzdem sehr gut. Und vielleicht läuft mir auch in Zukunft das ein oder andere Phänomen über den Weg, das mehr mit Morast zu tun hat als Weißwurscht, Bier und Brez’n.

Und ja, ich weiß, was Wolf Schneider von inflationär verwendeten Metaphern hält. Sei's drum. 

Schön ordentlich: Die Tellus-Bavaria im Münchner Hofgarten.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Unten.


Mit Dingen im, unter und über dem Wasser befasst sich das OZEANEUM. Zwar nicht in Berlin, aber in Stralsund – immerhin hauptstadtgleich im Osten von Hamburg gelegen. Seit 2008 erlaubt das Gebäude im Frank O. Gehry-Stil Einblicke in die wundersame, skurrile, bezaubernde und mitunter gruselig anmutende Unterwasserwelt. 

Kein Wunder, dass Seefahrerlegenden entstehen.



Oststrand.


Urzeit.

Meermumien.

Kalkverbindungen.

Plastik-Plankton.

Unterwasserballett.

Pattern.

Riesen.

Eingelegt.

Kalk No. 2

Freitag, 15. Juni 2012

Nächtlicher Nonsense, tägliche Ernüchterung.


Text produzieren. Dazu sind nächtliche Stunden eigentlich gar nicht so verkehrt. Aber was tun, wenn die Hände nicht so wollen, wie der Kopf? Und was, wenn letztgenannter völlig leer ist und erstere sich daher völlig unkontrolliert auf der Tastatur austoben müssen?

Nonsense schreiben ist die Devise. Verbal auskotzen (kann man sich eigentlich nonverbal auskotzen), sich noch ein bisschen über das gewonnene Deutschlandspiel freuen (sorry, jonges en meisjes!), dann lethargisch auf das flimmernde Weiß des nun nicht mehr ganz unbeschriebenen Blattes starren, sich nach einigem Überlegen gegen das Weiterarbeiten entscheiden, den Computer zuklappen und ab ins Bett.

Wenn es denn so schön wäre. Denn manchmal kann man eben nicht das machen, was man will. Sondern muss sich an diesen Text setzen, der geschrieben werden will. Am besten jetzt gleich noch, am besten noch drei bis vier Absätze runterrotzen, die noch nicht einmal ansprechend sein müssen – einfach erstmal ein bisschen Textfleisch produzieren. Salzen kann man auch morgen noch.

Aber nein, es regt sich nichts im Hirn, kein geistreicher Gedanke, nicht mal ein geistig minderbemittelter. Stattdessen tippen die Finger weiter stupide vor sich hin, immerhin ist das Geräusch ja ziemlich beruhigend, hat so eine angenehm monotone, einlullende, fast schon narkotisierende Wirkung. Wenn man am Arsch der Welt sitzt und versucht zu schreiben, wird einem das noch viel mehr bewusst als zum Beispiel in – Berlin.

In Berlin sind es immer noch 14° Celsius, vor dem Brandenburger Tor johlen wahrscheinlich noch siegestrunkene ostdeutsche Touristen, alkoholisierte jugendliche fahren mit ihren Fixies Schlangenlinien auf der Skalitzer Straße oder ziehen sich – falls heute alkoholfreier ist – genüsslich eine Aloha Limette-Quitschi rein. Oder so.

Und ich sitze hier, wo das Tippen auf der Tastatur gefühlte zehnmal lauter ist als in der Kurfürstenstraße. Immerhin muss ich mich nicht über die Karakas-Bar ärgern. Obwohl es auch etwas beruhigendes hat, nachts im Bett zu liegen und nicht schlafen zu können, weil in der Bar vier Stockwerke unter einem Charts gespielt werden, und man jedes Lied kennt. Hurra, ich bin noch nicht alt. Aber hier ist eben kein Club in der Nähe, deshalb muss ich mich weiterhin mit dem leisen, auf angenehm abwechslungsreiche Weise regelmäßigen Klackern der Tastatur zufrieden geben. Oder eben doch ins Bett gehen.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Tanzt, tanzt...

...sonst seid ihr verloren. Schon wieder ein geklautes Zitat. Im Danceworks Berlin gehen sieben Mädchen dieser Aufforderung nach und lassen sich zu Tänzern ausbilden. Von Jazz über Modern, von Ballet bis HipHop, Stunde um Stunde quälen sie sich, dehnen und zerren ihre Muskeln und Sehnen, ziehen sich blaue Flecke und Blasen zu, schwitzen, fallen, weinen, lachen, reißen sich zusammen, stehen wieder auf – und tanzen einfach weiter. 

Nach polemisch kommt also nun poetisch – oder zumindest der Versuch, Bildern den Vorrang zu lassen.


















Samstag, 7. Januar 2012

Verkehrte Welt.

Wenn die Eingabezeile des Internetbrowsers die Adresse des eigenen Blogs nicht mehr erkennt und man die ganze URL tatsächlich mit der Hand eingeben muss, ist etwas gründlich schief gelaufen. Nicht, dass ich diesem Schreibexperiment je mehr als eine notwendige Grundaufmerksamkeit hätte zukommen lassen, aber – NULL – Posts in den letzten zwei Monaten sind schon schwach.

Whoops.

Vielleicht wird 2012 ja ein besseres Jahr für den digitalen Sumpf. Im echten sieht es nämlich alles andere als langweilig aus. Denn während sich Deutschland über den Bundespräsidenten echauffiert (zurecht) und die BILD als weißer Ritter und leidenschaftlicher Verfechter des Guten dasteht (hallo?), haben Heroinabhängige die Occupy-Bewegung falsch verstanden und ein Neuköllner Schulklo besetzt (doof). Außerdem lassen sich die Latte-Macchiato-Muttis des Prenzlauer Bergs seit neustem von Fischen die Hornhaut von den Füßen knabbern lassen (igitt). Und während sich die Fische mit Bio-Hornhaut den Bauch vollschlagen dürfen, tritt ein Berliner Unternehmer in den Hungerstreik (auch doof). Und bei mir in der Straße pöbeln komische Atzen die spießigen, Helm tragenden Radfahrer an, weil sie ohne Licht fahren. 

Verkehrte Welt, wohin man schaut!

Während hier noch gähnende Leere herrscht, gibt es in der Zwischenzeit dafür ordentlich Lesefutter auf taz.de – zwar nicht über Berlin, aber immerhin über extraterrestrische Höhenflüge von Stuttgarter Hackern, fehlende Riesenlaster auf Deutschlands Straßen und schmelzende Eismassen vor Kanadas Küsten. Die taz ist toll und behandelt ihre unterbezahlten Praktikanten mit einem Respekt, von dem sich andere eine Scheibe abschneiden könnten – man kriegt sogar Kaffee gebracht und darauf kommt es ja schließlich an. Und wenn man will, darf man sogar in der BILD-Kantine Mittagessen – toll!

Also, vielleicht wird 2012 ein gutes Jahr. Die Voraussetzungen scheinen ja gegeben zu sein, der Sumpf brodelt. Wenn jetzt nicht noch der russische Winter einbricht, kann man sogar schon bald wieder den Görlitzer Park bevölkern und, in Anlehnung an Kraftklub, mit der Spiegelreflex durch Friedrichshain laufen und Fotos von interessanten Leuten machen – hurra!

Bis dahin tobe ich mich weiter online aus und lese, um noch ein bisschen weiter Werbung für mein neues Lieblingsblättchen zu machen und Kraftklub-Klischees zu erfüllen, lustige Interviews über Berlin und Musik und wundere mich weiter über diese verkehrte Welt.

Samstag, 29. Oktober 2011

Ein Einkaufserlebnis der besonderen Art.

Für alle Flohmarktliebenden, die tagsüber arbeiten oder den Rausch der vorherigen Nacht verarbeiten  müssen, gibt es den Nachtflohmarkt im SO36.

Dass Flohmarkt in Berlin angesagt ist, ist nun wirklich nichts Neues. Vom Prenzlberger Mauerpark bis zur Trödelhalle in Wedding: Leute kaufen, plaudern, tauschen, und feilschen den ganzen Tag – warum also nicht auch nachts? Das dachten sich vor einigen Jahren auch ein paar findige Berliner – und schon war die Idee des Nachtflohmarkts entstanden.

Gesagt, getan: So entstand kurzerhand der angeblich „coolste Nachtflohmarkt der Stadt“ (blickberlin.de) im SO36 in der Kreuzberger Oranienstraße, auf dem an jedem zweiten Dienstag im Monat Kitsch, Kunst und Kurioses am späten Abend den Besitzer wechseln.
Und so kuscheln sich seit jeher Stände und Tische auf niedlichen 100 qm aneinander, hinter denen Hippies und Altachtunsechziger neben Nerdbrillenträgern und italienischen Kleinkünstlern ihre Ware an den Mann bringen wollen. Vokuhila trifft auf Totenkopftattoo, Rüschenbluse auf Lederboots, Adornos auf Leinen gedruckte Gedanken auf Reclam-Ramsch. Wer auf der Suche nach ein paar ausgelatschten Tretern, einem, nun ja, ausgefallenen Wintermantel, oder doch vielleicht Andersens Märchen mit kunterbunter Illustration ist, kann hier tatsächlich fündig werden. Ansonsten ist die Auswahl an Nippes ob der räumlichen Beschränkungen eher begrenzt. Aber trotzdem: enthusiastische Flohmarktgänger, die bereit sind, sich durch Berge alter Kleidung zu wühlen und todesmutig in staubig aussehenden Kisten zu graben, werden im SO36 auf ihre Kosten kommen.

Und auch diejenigen, die kein antikes Schmuckstück oder skurrilen Kitsch für sich entdecken können, werden bespaßt. Denn für musikalische Unterhaltung ist gesorgt, verschieden DJs beschallen die Nachtflohmärktler mit von elektronischen Melodien untermalten Hiphopbässen und das Bier ist, selbst für Szeneverhältnisse, gar nicht mal so teuer. 

Und für alle die, die nicht nur aus Spaß über die Flohmärkte streunern, gibt es sogar die „Doktor Hartz Sozialberatung“, die in Sachen Steuertricks, 1-Euro-Jobs und Nebenverdienst berät. Hipster trifft auf Hartz. Über diese Kombination kann man nur den Kopf schütteln, aber ja, es gibt sie trotzdem. Im Kreuzberger Nachtleben prallen eben Welten aufeinander. 

Fazit: Für Flohmarktbegeisterte ein Muss. Für alle anderen: kann man machen, muss man aber nicht. Ambitionierte Blogger tun es trotzdem.

Ob nächtliches Shoppen wohl die Kaufwilligkeit anregt?



Freitag, 14. Oktober 2011

Happy Birthday.

Das Ampelmännchen wird 50 – und ganz Berlin feiert mit.

Gefeiert, vermarktet, umstritten – das ist das Berliner Ampelmännchen. Jetzt wird das Kerlchen 50. Vor genau 50 Jahren, am 13.10.1961 nämlich, befasste sich der Verkehrspsychologe Karl Peglau mit der Sicherheit der Straßen Ostberlins, die durch immer zahlreichere und immer schnellere Autos bedenklich sank. Ein aussagekräftiges Piktogramm, so der Genosse, sollte Abhilfe schaffen und die ostdeutschen Bürger wohlbehalten über die Straße bringen. Gesagt, getan. Nun musste nur noch das passende Symbol gefunden werden, und es dauerte nicht lange, bis Peglau den Ampelmann erschaffen hatte. „Die aufhaltende Funktion des Sperrbalkens steckt in den ausgebreiteten Armen des roten Männchens. Und die dynamisierende Pfeilform habe ich in die kräftigen Beine des grünen Männchens gelegt“, so Peglau. Leuchtet ein.

Und da Peglaus Erleuchtung nun schon über ein halbes Jahrhundert her ist, in dem Urheberrechtstreite Deutschlands Gerichtssäle erheiterten, die sympathischen Ampelmänner die Marketingwelt erobert haben und mittlerweile in allen Winkeln der Welt die Fußgängerflüsse regeln, kann man nicht anders, als seinen elektronischen Hut zu ziehen und herzlichst zu gratulieren.

Inmitten der Berliner Lichter-Tage gibt es also dieser Tage ein paar Lichter, die hoffentlich anlässlich ihres großen Tages ganz besonders hell leuchten. Soll ja vorkommen, dass man an seinem großen Tag gar nicht mehr aus dem Strahlen rauskommt. Wir würden es dem Ampelmann wünschen. Da es allerdings unsinnig wäre, einer Lampe Glückwünsche Wünsche auszusprechen – selbst wenn sie für die Sicherheit der Berliner Bürger bei der Straßenüberquerung sorgt – könnte man sich ja einfach etwas von den Machern des berühmt-berüchtigten rot-grünen Männchens mit dem großen Kopf und den aussagekräftigen Körperhaltungen wünschen.

Also, liebe Ampelmännchen-Macher: Die Berliner wünschen sich mehr grün statt rot (man verbittet sich die politischen Assoziationen) und sie wollen, dass der Ampelmann im Osten bleibt (an der Potsdamer Straße wirkt er bemüht und unpassend). Sie finden, dass der Ampelmann keinen Fanshop, keine Gummibärchen in Ampelmannform und auch keine N-TV Designauszeichnung braucht. Und der Geburtstagssong (http://soundcloud.com/ampelfrau/der-ampelmann-song) ist eine Beleidigung für alle, die Ohren haben.

Aber im Endeffekt kümmern sich die schnoddrigen Berliner wahrscheinlich doch nicht wirklich um ihre Ampeln und deren Geburtstage. Übertriebene Ostalgie ist eben doch uncool.

Ampelastronauten wären auch nicht verkehrt!